Heute im Interview Kim Kestner, die Autorin der wunderbaren Zeitrauschtrilogie und "Im Band der Drudel"
Das Foto zeigt Kim beim Versuch die Zeitsprünge zu ordnen in Zeitrausch. Also live bei der Arbeit!
Erzählen Sie uns doch bitte etwas über sich. (z.B. Alter, Wohnort)
Ich wohne da, wo man Moin sagt, auch am Abend, nämlich im Süden
Hamburgs – in der wunderschönen Nordheide. Nächstes Jahr werde ich 40
(wie ist das so schnell passiert?).
Allgemeines
Was wollten Sie als Kind immer werden?
Erst Tierärztin (wie alle, die nicht Prinzessin werden wollten), dann
kam eine Phase, in der ich meinem Vater nacheifern wollte und Juristin
werden, schließlich habe ich Grafik-Design studiert und war
selbstständig in diesem Bereich, bis meine Zwillinge zwei Jahre alt
waren. Kurz danach begann ich zu schreiben. Ein wunderbarer Beruf,
obwohl Prinzessin auch toll gewesen wäre
Beschreiben Sie sich mit 5 Worten?
spontan – dickköpfig – zielstrebig – kreativ - chaotisch
Hätten Sie jemals gedacht, dass schreiben mehr als nur ein Hobby werden könnte?
Ich weiß nicht … Ich hatte immer das Ziel, über Verlage zu
veröffentlichen. Für mich war es daher von Beginn an mehr Beruf als
Hobby. Nur, dass ich zunächst nichts verdient habe. Als die erste
Abrechnung kam, saß ich da und hab die Zahl angestarrt und es irgendwie
geschafft, in meinem mathematisch unterbelichteten Gehirn, meinen
Stundenlohn auszurechnen. Er lag bei zwei Cent. Da kamen mir kurz
Zweifel: Ist das Schreiben vielleicht doch nur ein Hobby für
Sonntagnachmittag?
Doch bei dem Gedanken hat sich mir regelrecht der
Magen zusammengezogen und ich habe festgestellt, dass ich auch
weiterschreiben würde, wenn ich ewig nur 2 Cent pro Stunde damit
verdienen würde. Weil ich Menschen begeistern möchte und es einfach viel
mehr Lohn ist, eine enthusiastische Mail zu bekommen. Zum Glück sind es
inzwischen etwas mehr als 2 Cent
Sind manche der Figuren in Ihren Büchern an Personen angelehnt die Sie kennen?
Ja. Irgendwie habe ich unter meinen Freunden eine kleine
Kuriositätensammlung. Einige davon sind solche Originale, da konnte ich
nicht wiederstehen. Bisher sind sie allerdings nur in „Im Bann der
Drudel“ eingezogen. Bei Zeitrausch gibt es keine Anlehnung an real
existierende Personen.
Haben Sie schon Ideen für zukünftige Projekte?
Oh ja! *hüpffreuhüpf* Seit einigen Wochen habe ich eine Idee, die mich
absolut fasziniert und ich brenne darauf, sie umzusetzen. Gestern konnte
ich Zeitrausch 3 abschließen. Nun kommt eine dreiwöchige Korrekturphase
und dann werde ich sofort die neue Idee umsetzen. Und ich glaube, sie
wird Zeitrausch in den Schatten stellen.
Welche ist ihre größte Inspirationsquelle?
Mein Mann und das Fernsehen. Zum Glück ist mein Hase wahnsinnig
kreativ. Also als dass er auch nur annähernd etwas basteln könnte,
sondern im geistigen Sinne. Er ist eine regelrechte Ideenfabrik. Viele
ungewöhnliche Dinge kommen von ihm. Im Bann der Drudel zum Beispiel gibt
es „Den Schrein der Gedanken“, eine unterirdische Höhle mit unzähligen
Schublagen aus Stein, die einst Hexen dafür nutzten, ihre Flüche zu
archivieren und kategorisieren (in Form von Gedankenfäden nicht auf
Papier). Nachdem die Hexen ausgestorben waren, wurden diese Schubladen
von anderen Wesen benutzt, die ihre Erinnerungen dort verwarten. Zieht
man jedoch die falsche Schublade auf, trifft einen noch einer der alten
Hexenflüche …
Ich meine, auf so eine Idee muss man erst mal kommen, oder? Und das Gehirn meines Mannes ist voll davon.
Wie hat sich Ihr Leben Verändert seit der Veröffentlichung Ihres ersten Buches?
Ich habe viel weniger Zeit und muss meinen Tag streng planen, um
Kinder, Haushalt und Schreiben unter einen Hut zu bekommen. Und ich habe
nie Feierabend. Ständig denke ich über einzelne Szenen nach, kann oft
nicht einschlafen, bevor ich nicht die für mich perfekte Lösung gefunden
habe. Mit Zeitrausch kam plötzlich Fanpost dazu. Das hat mich echt von
den Socken gehauen. Ganz süße Briefe mit Aufklebern drin oder Schokolade
und begeisterte Mails, Interviewanfragen, andere Verlage wurden auf ich
aufmerksam, Facebook nahm plötzlich meinen Alltag ein … Ich finde das
großartig! Zwar mag ich es gar nicht, selbst im Mittelpunkt zu stehen,
aber wenn meine Bücher so viel Begeisterung hervorrufen, dann hat sich
mein Traum erfüllt.
Beschreiben Sie uns doch bitte Ihren Alltag. In wie fern beeinflusst das Schreiben diesen?
07.00 Uhr aufstehen
08.00 Uhr Kinder in die Schule
09.00 – 12.30 Uhr schreiben
13.00 Uhr Kinder aus der Schule
13.30 – 14.30 Uhr Hausaufgaben begleiten und Mittagessen kochen (geht auch irgendwie zusammen)
14.30 – 17.00 Uhr Haus und Garten
17.00 – 19.00 Uhr Geschriebenes überarbeiten
19.00 – 20.00 Abendbrot und Kinder ins Bett
20.00 – 22.00 Konkret ausarbeiten, was ich am nächsten Tag schreiben will
22.00 – 24.00 Uhr Freizeit (meist vor der Glotze)
00.01 ins Bett und über Paradoxe in Zeitrausch grübeln (zumindest das letzte Jahr)
Von welchem Autor sind Sie selber großer Fan?
Von Andreas Eschbach. Ich mag seine Themen sehr. Er verarbeitet
irrsinnige aber mögliche Gedankenspiele, wie: was wäre wenn das Öl
plötzlich ausginge (Titel: ausgebrannt) oder was wäre, wenn ein armer
Student plötzlich über eine unermesslich große Summe Geld verfügt, mit
der er die Welt verändern kann (Titel: One Billion Dollar) etc.
Welches Buch sollte, Ihrer Meinung nach, jeder gelesen haben?
Harry Potter. Das ist keine ungewöhnliche Antwort, jedoch meine
Meinung. J.K. Rowling hat die Literaturgeschichte mit H.P. verändert,
dem Jugendbuch einen anderen Stellewert gegeben und ohne die Welt von
Harry Potter, wäre unsere ärmer.
Fragen zur Zeitrausch-Trilogie
Wenn Ihr Buch verfilmt werden würde, welche Besetzung würden Sie sich für die Hauptrolle wünschen?
AAAAH! Mein Traum! Zeitrausch als Verfilmung *schwärm*
Für Alison kann ich die Frage ganz leicht beantworten: Alexis Bledel (Rory aus Gilmore Girls)
Für Kay: Keine Ahnung. So einen Mann habe ich selbst unter den Hollywoodgrößen nicht gefunden.
Wie kamen Sie auf die Idee für Ihr letztes Buch?
Ich liebe Zeitreisefilme. Also habe ich gedacht, das wäre doch dann
auch das richtige Buchthema für mich. Erst dachte ich dabei an so etwas,
wie „Eve und der letzte Gentleman“. Doch die alleinige Tatsache, dass
ein Mann aus einer anderen Zeit kommt, war für mich nicht spannend
genug. Plötzlich, zwischen Waschküche und Bad kam mir die Idee mit der
Show und ich habe gewusst: das ist es! Vor allen Dingen, weil ich die
Zeitreisethematik so realistisch wie möglich umsetzen wollte, also
nichts mit Zeitreisegen oder so. Es sollte sich anfühlen, als könne es
jeden von uns wirklich passieren. Und das jederzeit.
Montag, 1. September 2014
Autoren hautnah
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